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100 Jahre Groß Berlin

geschrieben von: Redaktion am 21.01.2020, 13:03 Uhr
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Michael Müller zeigte sich auf seiner Pressekonferenz im Berliner, oder Roten Rathaus, gleich mit drei Damen. Das war diesmal der BZ jedoch keine Schlagzeile wert. Die Preußen-Prinzessinnen Luise und Friederike sind ja auch schon lange tot, Senats-sprecherin Claudia Sünder ist hingegen quicklebendig und gut gelaunt. Thema der Pressekonferenz im Säulensaal des Rathauses war unter anderem das Stadtjubiläum 100 Jahre Groß-Berlin.

So gern ich im Roten Rathaus bin, denn, wenn man, so sagt der Volksmund, aus dem Rathaus kommt, ist man immer schlauer als vorher, die geplanten Aktivitäten zum Jubiläum hätte ich auch zu Hause der Pressemitteilung entnehmen können, dazu später mehr. Aber, angeheizt durch den Newsletter von Morgenpost-Chefredakteurin Christine Richter, dachte ich, dass großes verkündet wird. „Ob Müller auch etwas zu seiner politischen Zukunft sagt - oder die Fragen der Journalisten dazu ehrlich beantwortet? Wir werden sehen - und berichten ab mittags online auf morgenpost.de.“, schrieb Frau Richter. Und da sie stets gut informiert ist, war zu erwarten, dass es um Zukunftsfragen geht. Ja, um die ging es, aber nicht um die des Regierenden Bürgermeisters und SPD-Landesvorsitzenden. Der Chefreporter der Berliner Morgenpost hatte den Newsletter seiner Vorgesetzen offenbar nicht gelesen, denn er stellte eine gänzlich andere als die erwartete Frage. Was für eine unterschwellige Bemerkung, dass Müller entsprechende Fragen nicht ehrlich beantwortet hätte. Nun gut, über die Art, wie in dieser Stadt Journalismus betrieben wird, müssen wir uns nicht schon wieder unterhalten.

Beschäftigen wir uns lieber mit dem, was tatsächlicher Inhalt der PK war. In der Pressemitteilung heißt es: Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, hat heute mit zahlreichen Akteurinnen und Akteuren der Initiative „100 Jahre (Groß-)Berlin“ die Planungen zur gesamtstädtischen Würdigung des 100. Jahrestags des 1920 in Kraft getretenen „Groß-Berlin-Gesetzes“ vorgestellt.

Müller: „Das Groß-Berlin-Gesetz ist der entscheidende historische Schritt zur Metropole Berlin gewesen. Die mit diesem Gesetzgebungsakt verbundene umfassende Gebietsreform hat unsere Stadt zu dem gemacht, was sie heute ist. Der damalige Oberbürgermeister Adolf Wermuth hat diese grundlegende Reform in der Zeit unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg durchgesetzt und ihre Umsetzung begonnen. Mit dem Jubiläumsjahr 100 Jahre Groß-Berlin ist deshalb auch die Würdigung Wermuths als Stadt-oberhaupt und ‚Vater von Groß-Berlin‘ verbunden. Wir verstehen diese Leistung heute als zentralen Bezugspunkt für eine auch im 21. Jahrhundert für unsere Stadt und ihre Bewohnerinnen und Bewohner kreativ weiterzuentwickelnde soziale, ökologische und demokratische Politik der Modernisierung.“

Der Regierende Bürgermeister weiter: „Wir sind dankbar, dass wir dieses Jubiläum aus der Breite der Stadtgesellschaft heraus mit einer großen Zahl von Einrichtungen und in verschiedener Weise en-gagierten Mitbürgerinnen und Mitbürgern ausrichten können, die sich zur Initiative ‚100 Jahre (Groß-)Berlin‘ zusammengeschlossen haben. Dadurch ist es gelungen, ein vielfältiges und abwechslungsreiches Programm zu organisieren, um das große Ereignis in seinen vielen Facetten angemessen darzustellen.“

Müller: „Schon jetzt zeigt die öffentliche Debatte, wie aktuell die Probleme und Lösungen von damals sind. Die zahlreichen Aspekte, die auch künftige Lösungswege für die Probleme von Metropolen und städtischen Regionen weisen, werden wir auf einer großen Konferenz im September mit Vertreterinnen und Vertretern aus internationalen Metropolen, Expertinnen und Experten sowie den Berlinerinnen und Berlinern diskutieren. So wird der Bogen von der Vergangenheit in die Zukunft gespannt. Selbstverständlich gehört zu einem solchen bedeutenden Jubiläumsjahr auch eine feierliche Veranstaltung, die anlässlich der Verabschiedung des Gesetzes am 27. April 1920 Ende April im Abgeordnetenhaus stattfinden wird. Der Preußische Landtag ist der authentische Ort für diese Feierlichkeit.“

Ende September 2020 wird zur Unterstreichung der internationalen Perspektive des Berliner Wegs zur Metropolenbildung in Kooperation mit visitBerlin die Metropolenkonferenz „Q Berlin“ durchgeführt. Die Terminierung nimmt Bezug auf das Inkrafttreten des Groß-Berlin-Gesetzes am 1. Oktober 1920. Vor-ge-sehen sind ferner Ausstellungen des Stadtmuse-ums Berlin und der Bezirksmuseen, des August-Bebel-Institutes, Beiträge der Deutschen Kinemathek, der Universität der Künste Berlin, der Berlinischen Galerie, des Architekten- und Ingenieursvereins sowie ein Kunstprojekt von Thomas Martin unter dem Titel „Modell Berlin".

Der Regierende Bürgermeister hatte einen Gestaltungswettbewerb zum Thema 100 Jahre Groß-Berlin ausgelobt. Die Ausstellung der Ergebnisse der Studierenden der Universität der Künste ist heute er-öffnet worden. Die Plakat-Ausstellung „Berlin100 – Metropole über Nacht“ im Treppenumlauf des Roten Rathauses ist bis Ende Februar werktags von 8.00 bis 18.00 Uhr zu sehen; der Eintritt ist frei. Ergebnis des Wettbewerbs ist auch das heute vorgestellte Signet, das als sichtbare kommunikative Klammer mit Wiedererkennungseffekt im Rahmen des Jubiläumsjahrs vielfältig eingesetzt wird.

Alt-Berlin ist natürlich viel älter und wurde bereits 1244 erstmals erwähnt. Besucher aus dem Rhein-land sind immer wieder erstaunt darüber, dass die frühere Nachbarstadt Berlins Kölln hieß, allerdings mit zwei L. Und das heutige Neukölln befindet sich nicht an der Stelle des alten Kölln. Und von noch einem Mythos muss man sich verabschieden, wenn man in die Geschichtsbücher schaut. Berlin hat rein gar nichts mit einem Bären zu tun, auch wenn in der ZDF-Kindersendung „Löwenzahn“ immer von Bärstadt die Rede ist. „Der Name Berlin leitet sich vermutlich von dem slawischen Begriff br’lo bzw. berlo mit den Bedeutungen ‚Sumpf, Morast, feuchte Stelle‘ oder ‚trockene Stelle in einem Feuchtgebiet‘ sowie dem in slawischen Ortsnamen häufigen Suffix -in ab. Dafür spricht vor allem, dass der Name in Urkunden immer wieder mit Artikel auftaucht („der Berlin“). Der Stadtname ist weder auf den angebli-chen Gründer der Stadt, Albrecht den Bären, noch auf das Berliner Wappentier zurückzuführen. Hierbei handelt es sich um ein redendes Wappen, mit dem versucht wird, den Stadtnamen in deutscher Interpretation bildlich darzustellen. Das Wappentier leitet sich demnach vom Stadtnamen ab, nicht umgekehrt.“ Irgendwie enttäuschend. Also: Feuchtgebiet statt Teddybär. (Quelle: Wikipedia)

Die Bedeutung, die Groß-Berlin bei seiner Gründung hatte, werden wir wohl nie wieder erreichen. Zweit-größte Flächenstadt nach Los Angeles und drittgrößte mit vier Millionen Einwohnern. Da haben uns inzwischen viele überholt. Berlin ist heute nicht ein-mal mehr unter den 70 einwohnergrößten Städten der Welt zu finden. Trotz anhaltendem Zuzug wird es wohl noch eine Weile dauern, ehe wir wieder eine 4 vor der Einwohnerzahl zu stehen haben.

Selbst schuld könnte man sagen. Die beiden Welt-kriege haben die Entwicklung der Stadt gestoppt. Berlin wurde 1920 in 20 Bezirke gegliedert. Nach Kriegsende teilten sich die Siegermächte Berlin auf, die Sowjetunion verwaltete acht Bezirke (Ost-Berlin) und den Westen die USA mit sechs Bezirken, Groß Britannien vier und Frankreich drei. Die DRR, die ihren Teil Hauptstadt der DDR nannte, bastele sich aus ihren acht elf Bezirke zusammen, so dass es nach der Wiedervereinigung 23 Bezirke gab. 1998 beschloss der Senat eine Bezirksgebietsreform, die 2001 in Kraft trat. Von da an waren es nur noch zwölf Bezirke, von denen viele Doppelnamen wie Charlottenburg-Wilmersdorf tragen. Verschont wurden Reinickendorf, Spandau und Neukölln, die nicht mit einem anderen Bezirk fusionieren muss-ten. Aus Mitte, Tiergarten und Wedding wurde Mitte und aus Pankow, Weißensee und Prenzlauer Berg Pankow. Das waren sinnvolle Entscheidungen. Noch besser wäre es gewesen, die Bezirke wie in Wien durchzunummerieren. Das hätte an der Kiezverbundenheit der Berliner nichts geändert, denn selbst einer der Initiatoren der Bezirksgebietsreform, der damalige SPD-Fraktionsvorsitzenden Klaus Böger betonte stets, dass er Lichterfelder sei, ein Ortsteil, der zu Steglitz-Zehlendorf gehört. 96 Ortsteile gibt es in Berlin.

Ach ja, bei der Pressekonferenz des Regierenden Bürgermeisters fragte ein Journalist, ob die Struktur Berlins erhalten bleiben soll. Sie wird. Auch das Rote Rathaus hat Grund zum Feiern. Am 6. Januar 1870 tagte die Stadtverordnetenversammlung erstmals im neuen Rathaus, also vor 150 Jahren. Während der 40 DDR-Jahre war es das Ost-Berliner Rathaus, während der Westteil im Rathaus Schöne-berg tagte. Nach der Wiedervereinigung ist es wie-der das Berliner Rathaus für die ganze Stadt und auch oft und gern Kulisse für Krimis aus den 20er Jahren.

Ed Koch

  
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