Willkommen bei PaperPress Jugendpolitischer Pressedienst
suchen  
Hauptmenü  

Online  
Es sind 26 Besucher und 0 _MEMBER0 online..

Anmeldung

Sprachen  
Sprache auswählen:


  

Wagner hätte es gefallen

geschrieben von: Redaktion am 21.12.2019, 11:47 Uhr
paperpress572 
Viel Applaus im Radialsystem für das deutsch-chinesische Ensemble bei der Uraufführung des Nibelungen Ringes im Stile der Peking-Oper. Der Ring, bestehend aus den vier Teilen „Das Rhein-gold“, „Die Walküre“, „Siegfried“ und „Götterdämmerung“ wurde 1876 in Bayreuth erstmals an drei Abenden aufgeführt. 16 Stunden dauert die verworrene Geschichte um Götter und Helden, eingebettet in Wagners mächtiger Musik. Diese Musik macht den Ring zum Ring. Bis auf zwei kurz angedeutete Sequenzen des Walküren-Ritts, sozusagen des Hits aus Wagners Oper, kam seine Musik in dem Drama nicht vor. Das war auch nicht beabsichtigt.

Erzählt werden sollte die Geschichte des Helden Siegfried, hervorgegangen aus der Ehe von Sieglinde und Siegmund, einem Geschwisterpaar, das wiederum einem Seitensprung des Gottes Wotan entstammte. Brünnhilde, ist Wotans Lieblingstochter, die das uneheliche Geschwisterpaar beseitigen soll, was sie nicht machen will. Wotan bringt Siegmund daraufhin persönlich um und Sieglinde stirbt bei der Geburt von Siegfried. Brünnhilde wird zur Strafe in einen Tiefschlaf versetzt und von einer Feuerwand umgeben. Siegfried, der als Sohn von Sieglinde, also Brünnhildes Halbschwester, ihr Neffe ist, befreit und verliebt sich in sie. Heirat nicht ausgeschlossen. Allerdings begehrt ein gewisser König Gunter eben-falls Brünnhilde. Um die Sache perfekt zu machen, braut Gunters Halbbruder Hagen einen Trunk, der alles vergessen macht. Gunters Schwester Gutrune verabreicht Siegfried das giftige Getränk, woraufhin der sich an Tante Brünnhilde nicht mehr erinnern kann und nun Gutrune ehelichen will. Brünnhilde ist von ihrem Siegfried enttäuscht und will seinen Tod. Dazu verrät sie Hagen Siegfrieds Achilles-Sehne, die sich auf dessen Rücken befindet. Nur an dieser Stel-le ist er verwundbar, der restliche Körper ist von einer Hornhaut umgeben, entstanden aus dem Blut eines Drachen, den Siegfried tötete. Widerwillig wird Brünnhilde nun Gunters Frau. Aber nicht lange. Hagen tötet auftragsgemäß Siegfried, danach seinen Bruder Gunter, der wiederum mit letzter Kraft auch Hagen den Dolch in den Rücken rammt. Am Ende sind jedenfalls fast alle tot. Was für ein Blut-bad. Und warum das alles? Wegen des mit macht-vollen Kräften ausgestatteten Rings des Nibelungen, geschmiedet aus dem Rheingold. Gestohlen hat das Rheingold übrigens ein gewisser kleinwüchsiger Alberich, der nichts mit der Assistentin von Professor Karl-Friedrich Boerne aus dem Tatort Münster zu tun hat. Das war eine sehr verkürzte Zusammenfassung der Ereignisse. Die Peking Oper reduziert die 16 Wagner-Stunden auf zweieinhalb. An der Dramatik geht dabei nichts verloren.

Es ist diese „Gier nach Macht, der ewige Hunger nach Reichtum, das bisschen Luxus, den man sich gönnen möchte.“ So beschreibt das Programmheft dieses blutrünstige Drama, das kaum jemand über-lebt, und selbst die Götter finden in der Dämmerung ihr Ende. „Das Unvergleichliche des Mythos ist, dass er jeder-zeit wahr, und, bei dichtester Gedrängtheit, für alle Zeiten unerschöpflich ist.“, sagt Richard Wagner über das Werk.

Während Brünnhilde in der Aufführung die Vorstellung, die Wagner von einer Walküre hatte, in der Peking-Oper voll erfüllt wird, ist Siegfried kein gro-ßer, blonder, blauäugiger Held, sondern ein dunkel-haariger, mittelgroßer Mann mit braunen Schlitz-Augen. Zhang He als Siegfried und Kara Leva als Brünnhilde sind ganz großartig in ihren Rollen, was sich von allen Darstellern sagen lässt.

Neben der sprachlichen, gesanglichen und darstellerischen Leistung ist vor allem die akrobatische hervorzuheben. Unglaublich, was die Künstler der Peking Oper in der Lage sind, mit ihren Körpern anzustellen. Liu Dake hat sicherlich sehr lange üben müssen, um auf einem Bein stehen zu können, während das andere senkrecht nach oben ragt und er quasi seinen Schuh küssen kann. Zhang He als Siegfried zeigte in den Kampszenen Unglaubliches. Auch die anderen großartigen Darsteller sollen nicht unerwähnt bleiben, wie Jiang Meiyi als Sieglinde und Gutrune, Zhang Lei als Alberich und Gunter, Mattis Nolte als Hagen und Siegmund und Claudi-us Körber als Feuergott Loge, der auch als Erzähler die verbindenden Worte spricht. Besonders gelungen ist der Rollenwechsel zu jenem Waldvogel, der Siegfried aus dem Wald führt. Anna Paschke, Wang Huquan und Liu Dake waren für die Regie verantwortlich und Aziza Sadikova und Qui Xiao-bo für die Kompositionen. Das zwölfköpfige Orchester leitete Juho Laitinen. Für die Produktion waren Dr. Gabriele Minz und Song Chen verantwortlich. Unterstützt wurde das Projekt aus Lotto-Mitteln sowie durch das Auswärtige Amt und der Senats-kanzlei.

Das Ungewohnte und natürlich etwas Anstrengende bei der Veranstaltung war, dass die chinesischen Künstler chinesisch und die deutschen Deutsch sprachen und sangen. Monitore links und rechts und über der Bühne zeigten die Übersetzung an. Man musste mit seinen Augen also immer wieder wandern. Und wenn man fasziniert dem Treiben auf der Bühne zusah, konnte es passieren, den Text nicht mitbekommen zu haben. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir einen außergewöhnlichen Abend genießen durften, und wir sind sicher, dass es auch Richard Wagner gefallen hätte. Strahlende Gesichter gab es auch bei Dr. Gabriele Minz, dem Botschafter der Volksrepublik China, Wu Ken, Berlins Regierenden Bürgermeister Michael Müller, und Zhang Yafeng von der China National Peking Opera Company.

Zhang Yafeng überreichte Michael Müller das Modell einer Tänzerin der Peking Oper. Die Figur wir im Büro des Regierenden Bürgermeisters ihren neuen Platz finden und von den vielen Gästen bewundert werden können.

Müller und Wu hielten zu Beginn der Uraufführung kurze Reden, in denen sie die Partnerschaft zwischen Berlin und Peking unterstrichen. Die Gäste der Peking-Oper sind sicherlich die beeindruckendsten Vertreter ihres Landes in künstlerischer und artistischer Hinsicht, die Lieblinge der Berliner sind aber natürlich die Panda Zwillinge Mengxiang („Ersehnter Traum“) und Mengyuan („Erfüllter Traum“), auch wenn sich ihre darstellerischen und artistischen Leistungen auf gut aussehen und faul rumliegen reduzieren lassen.

Nach Goethes Faust und Wagners Nibelungen sind wir gespannt auf das nächste Projekt der Peking-Oper in Deutschland. Wie wäre es mit Schillers Wilhelm Tell?

Ed Koch

  
Anmeldung  




 


Registrierung

Impressum  
p a p e r p r e s s
Ed Koch (Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt)
Träger: Paper Press Verein für gemeinnützige Pressearbeit in Berlin e.V.
Vorstand: Ed Koch - Mathias Kraft
Postfach 42 40 03
12082 Berlin
Email: paperpress[at]berlin.de
PDF-Newsletter-Archiv:
www.paperpress-newsletter.de

Diese WebSite wurde mit PostNuke CMS erstellt - PostNuke ist als freie Software unter der GNU/GPL Lizenz erh�ltlich.