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Alexander Longolius verstorben

geschrieben von: Redaktion am 31.01.2016, 22:56 Uhr
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Das politische Leben des Alexander Longolius, der heute im Alter von 80 Jahren verstarb, war sehr bewegt. Aufgefallen ist er mir im März 1982 während seiner Zeit als Vize-Präsident des Abgeordnetenhauses von Berlin (1981-1985). Seinerzeit wur-den die Sitzungen des Parlaments mit einem be-schwörenden Spruch eröffnet: „Ich bekunde unseren unbeugsamen Willen, dass diese Mauer fallen und dass Deutschland mit seiner Hauptstadt Berlin in Frieden und Freiheit wiedervereinigt werden muss.“ Die Formel, „Mahnworte“ genannt, wurde von Willy Brandt 1955 zum ersten Mal benutzt und 1962, nach dem Mauerbau, ergänzt. Als Longolius eines Tages wegen Abwesenheit des Präsidenten die Sitzung zu eröffnen hatte, verweigerte er die Begrüßungsformel und übergab die Sitzungsleitung an den CDU-Vizepräsidenten. Das löste eine halbe Staatskrise aus.


Ich gehörte damals zu den wenigen, die Longolius lobten, woraus sich eine lang anhaltende Freundschaft entwickelte. Und entgegen dem Mainstream in der SPD setzte sich paperpress dafür ein, dass Longolius für das Amt des Regierenden Bürger-meisters kandidieren sollte. Die Mehrheit der Landesparteitagsdelegierten entschied sich jedoch gegen den Berliner und für den Hamburg-Import Hans Apel. Man setzte auf den Bekanntheitsgrad des ehemaligen Finanz- und Verteidigungsminister. Eine völlige Fehleinschätzung. Als Apel die Neuköllner Karl-Marx-Straße in Ost-Berlin wähnte, antwortete er schnodderig, dass er in Berlin Regieren-der Bürgermeister und nicht Taxifahrer werden wolle. Solche Sprüche kamen sehr gut an. Der kürzlich verstorbene Tempelhofer Abgeordnete Rudolf Glagow bot damals Apel seinen Wahlkreis an. Krachend ging er verloren. Eigentlich stand 1984 Harry Ristock schon als SPD-Kandidat bereit, verzichtete aber, als bekannt wurde, dass ein Unternehmen, bei dem er Geschäftsführer war, in finanzielle Schieflage geriet.

Nun, die Wahl am 10. März 1985 war für die SPD und ihren Spitzenkandidaten Hans Apel ein Desaster: 32,4 % im Gegensatz zur CDU mit 46,4 %. Die SPD fuhr ein Minus von knapp sechs Prozent ein. Für Eberhard Diepgen begann seine erste Amtszeit und Hans Apel verschwand sehr schnell wieder nach Hamburg. Alexander Longolius blieb natürlich, und zwar bis 1995 im Abgeordnetenhaus. Für ihn gab es allerdings eine kleine Unterbrechung, als seine Charlottenburger Parteifreunde plötzlich Ehrhart Körting, den späteren Justiz- und Innensenator, nominierten. Longolius ging nach Köpenick und erhielt 1990 dort einen Wahlkreis.

Die größten Verdienste erwarb sich Alexander Longolius am Rande seiner Parlamentstätigkeit. 1983 gründete er den Verein „Partnerschaft der Parlamente“ und lud zum 750-jährigen Stadtjubiläum mit der Aktion „Brücke der Jugend“ Jugendliche aus den USA nach Berlin ein, u.a. auch Chris Black-mann und Craig Mueller aus Marion, Kansas. Dorthin führte der Paper Press e.V. seit 1985 Jugendbegegnungsreisen durch. Longolius war zehn Jahre lang Präsident der „Partnerschaft der Parlamente“. Zuletzt war er Vorstandsvorsitzender der Checkpoint Charlie Stiftung und der Initiative Berlin-USA e.V.

Im Jahr 2005 erhielt Longolius das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland aus den Händen von Klaus Wowereit.

Mit Alexander Longolius verliert Berlin und vor allem die SPD einen engagierten und aufrechten Politiker und Menschen. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller würdigte Longolius als „wachsamen Demokraten“, der die Berliner Politik insbesondere in Zeiten der Teilung mitgeprägt habe. „Mit großem Engagement hat er seinen Beitrag geleistet, die Verbundenheit zu den alliierten Schutzmächten zu fördern“, sagte Müller.

Longolius hätte vermutlich 1985 die Wahl auch nicht gewonnen. Nach Lage der Dinge wäre es aber für die Berlin-Partei SPD besser gewesen, Longolius statt Apel ins Rennen zu schicken.

Die Verdienste von Alexander Longolius um die deutsch-amerikanische Freundschaft, die heute nicht mehr viel Wert ist in dieser Stadt, sind beeindruckend. Mit ihm geht einer der letzten großen Förderer dieser historisch so wichtigen Beziehung zwischen den USA und Berlin.

Er war ein humorvoller und sehr angenehmer Zeitgenosse. Was bleibt, ist die Erinnerung an viele Jahre gemeinsamer Arbeit und Projekte und fröhlicher Zusammenkünfte.

Ed Koch

  
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