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Abschied von Priols Anstalt

geschrieben von: Redaktion am 29.09.2013, 11:19 Uhr
paperpress619 
Es geht mal wieder ein Stück Fernsehgeschichte zu Ende, wenn am 1. Oktober um 22.25 Uhr „Spinnig Wheel“ von „Blood, Sweat and Tears“ aus dem Lautsprecher der Anstalt klingt und sich Chefarzt Urban Priol in der Manier von Dieter Thomas Heck bei den Zuschauern bedankt, dass sie sich wieder haben einliefern lassen.

Zum letzten Mal, leider. Urban Priol und Georg Schramm (bis Folge 36) und danach mit Frank-Markus Barwasser als Erwin Pelzig haben atemberaubende Sendungen abgeliefert. Oft war es sinnvoll, sich diese noch einmal in der Mediathek anzuschauen, weil man beim ersten Sehen und Hören gar nicht alle Pointen so schnell mitbekommen hat. Wenn man sich überlegt, dass zwischen 1979 und 2007 nichts Vernünftiges in Sachen Kabarett im ZDF lief, dann ist es geradezu revolutionär für diesen Sender, was er sich da in den letzten sechs Jahren geleistet hat. Dieter Stolte, Programmdirektor und späterer Intendant des ZDF, hatte 1979 Dieter Hildebrandts „Notizen aus der Provinz“ aus dem Programm geworfen. Kein Wunder bei einem Sender, dessen erster Intendant den Showmaster Lou van Burg (Der Goldene Schuss) rauswarf, weil dieser eine außereheliche Beziehung hatte. Radio Vatikan und das ZDF hatten damals dieselben Wertvorstellungen. Aber auch heute müssen noch Chefredakteure gehen, wenn die politischen Kräfte im Verwaltungsrat den Bildschirm politisch sauber halten wollen. Hildebrandts Rauswurf beim ZDF war nachträglich betrachtet ein Glücksfall, denn schon ein Jahr später startete er bei der ARD den „Scheibenwischer“, der noch heute als eine der wichtigsten Kabarettsendung des Deutschen Fernsehens angesehen werden darf.

Bis 2003 produzierte Dieter Hildebrandt 144 Scheibenwischer. Zu Gast waren alle wichtigen Kabarettisten, die Deutschland zu bieten hat. Nach Hildebrandts Rückzug geriet der Scheibenwischer immer mehr ins Schlingern. Bruno Jonas, Mathias Richling und Georg Schramm gaben ihr Bestes, aber sie harmonierten nicht miteinander. Schramm ging. Wieder ein Glücksfall, denn er fing in der Anstalt an. Jonas ging dann später auch, und mit Richling geriet die Sendung unter die Räder. Er wollte Comedians in die Sendung holen, woraufhin Dieter Hildebrandt im März 2009 die Reißleine zog und die weitere Verwendung des Namens „Scheibenwischer“ untersagte. Die Rechte am Namen hatte sich Hildebrandt bereits 1980 gesichert.

„Richling reagierte empört, bezeichnete Hildebrandt als ‚SPD-Wahlkämpfer’ und warf ihm vor, in erster Linie parteipolitisch motivierte Satire betrieben zu haben: ‚Das Problem ist auch, dass Altgenosse Dieter Hildebrandt kein politisches Kabarett kann, sondern immer nur parteipolitisches. Sein Scheibenwischer wurde von der SPD immer angesehen als parteieigene Sendung. Deshalb geht Hildebrandt leider jede Form von Objektivität ab, auch in der Beurteilung von Kollegen.’“ Diese Einschätzung von Richling hat diesen Mann völlig disqualifiziert. Richling ist es, der kein politisches Kabarett kann, sondern nur Klamauk. Die Nachfolgesendung „Satire Gipfel“ war teilweise grauenvoll. Zum Glück hörte er 2010 auf. Der „Satire Gipfel“ von Dieter Nuhr ist in der Präsentationsform genau das Gegenteil von „Neues aus der Anstalt“. Manchmal viel zu ruhig und nicht aggressiv genug. Dennoch sehenswert.

Die letzte Anstalt darf noch einmal eine Stunde lang senden, etwas länger als sonst üblich. Und die Gastgeber Priol und Pelzig haben sich noch einmal die Crème de la Crème des Kabaretts ein-geladen: Georg Schramm, Jochen Malsheimer, Volker Pispers und Max Uthoff (Foto links), der mit Claus von Wagner am 4. Februar 2014 die Anstalt weiter betreiben wird.



„ZDF-Zuschauern sind beide seit Längerem bekannt. Von Wagner ist unter anderem regelmäßig in der heute-show zu Gast, Uthoff gehörte bereits zu den Stammgästen in Neues aus der Anstalt. Das zukünftige Kabarettprogramm soll wie bisher acht Mal jährlich aus München gesendet und an die neuen Gastgeber angepasst werden.“

„Ich bedanke mich bei Urban Priol und Frank-Markus Barwasser für die gute Zusammenarbeit der vergangenen Jahre und freue mich auf die zukünftigen gemeinsamen Projekte", sagte ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler. „Mit den neuen Gastgebern Max Uthoff und Claus von Wagner stärken wir unser Kabarettangebot mit zwei neuen, talentierten Künstlern und führen das politische Kabarett im ZDF fort."

So ist das ZDF heute. Freuen wir uns also auf einen sicherlich spannenden Kabarettabend am 1. Oktober und auf den Februar 2014. Angela Merkel wird sich auch freuen, ist sie doch mit Urban Priol einen ihrer ärgsten Kritiker los. Die Eiserne Lady hat’s geschafft, sie hat die Anstalt einfach ausgesessen.

Quellen: wikipedia – Süddeutsche Zeitung

  
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