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geschrieben von: Redaktion am 17.11.2023, 06:32 Uhr
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Wir haben an dieser Stelle sehr oft über den TU-Campus EUREF berichtet, wo sich Studierende aus (fast) aller Welt mit den Themen der Zukunft beschäftigen, wie Gebäudenachhaltigkeit, Energiemanagement, Energierecht und Nachhaltiges Mobilitätsmanagement.
Aus dem Studiengang Energiemanagement haben wir uns mit dem einzigen deutschsprachigen Absolventen verabredet. In seiner 30-köpfigen Gruppe sind Kommilitonen aus China, Indien, Pakistan, Iran, Irak, Kenia, und Lateinamerika vertreten. Keiner aus der sogenannten westlichen Welt, weil diese lieber Chemie, Mathematik, Philosophie, Ge-schichte und BWL an der FU studieren.
Tom Volker Heinrich erblickte 1990 im sächsischen Zittau das Licht der Welt und ist damit ein echtes „Nachwendekind.“ Seine Familie lebt in Oberoderwitz an der B96, die bekanntlich auch von Süd nach Nord durch Berlin führt.
Er empfindet eine gewisse Wichtigkeit für seinen zweiten Vornamen, da dieser ihm von seinem Vater vererbt wurde – einem Mann, „der in seinem Leben bedeutende Erfolge verzeichnen konnte, in einer Zeit der harten Systeme und Ungewissheiten.“
Heinrich Senior, der zu den besten Ski-Sportlehrern der DDR gehörte und Mitbegründer der Skiakrobatik war, betreibt in seiner Heimat das größte Sportgeschäft Ostsachsens, mit allem, was man benötigt, wenn es um Ski, Klettern, Wandern, Rad und Bekleidung geht. In der landschaftlich schönen Oberlausitz, wie so oft in den ländlichen Regionen, redet man Klartext, ein rauer Menschenschlag, so Tom, sind die Leute dort, aber „treu wie Gold.“
Während seiner Schulzeit besuchte er unter anderem das Herrnhuter Gymnasium und später das humanistische Christian Weise Gymnasium. Herrnhut ist bekannt für die Weihnachtssterne, welche jetzt nach und nach wieder in vielen Fenstern und Wohnungen zu sehen sein werden. Nach der Schule wollte er eigentlich Maschinenbau studieren, entschloss sich dann aber doch für die Physik und kam 2008 zur Freien Universität nach Berlin. Unter Physikern heißt es: „Man muss nicht verrückt sein, um hier zu arbeiten. Aber es hilft ungemein beim Verständnis.“ Was auf das schnelle Verständnis von teilweise sehr abstrakten Ideen und Gedankengängen zurückzuführen ist. Um in Berlin Fuß zu fassen, halfen ihm Freunde, die bereits in Berlin ansässig waren.
Um unmittelbar nach dem Studium einsteigen zu können, gab es einige Hürden zu nehmen. Das Masterzeugnis war insbesondere erst nach Einholung von drei Unterschriften vollständig. Für die ersten beiden dauerte es ein halbes Jahr und für das dritte weitere Monate. Das ist in Berlin nichts Außergewöhnliches. Hier vergeht eine Ewigkeit, um einen Hochzeitstermin oder eine Sterbeurkunde zu bekommen. Er nutzte die Wartezeit, um Erfahrungen zu sammeln, als „Hopper“ war er auf mehreren Baustellen tätig und arbeitete sich zum Projektkoordinator hoch, denn wer führt, muss auch wissen, wie die Experten diese Führung umsetzen. Die Berliner Verwaltung hat er in dieser Zeit „hassen gelernt“. Um Bauanträge, auch für Umbauten, genehmigt zu bekommen, benötigt man in Berlin sehr viel Geduld.
Durch eine Freundin, die an der TU auf dem EUREF-Campus Energierecht studieren wollte, wurde er auf die Studiengänge aufmerksam gemacht. Seine Erfahrungen aus dem Physikstudium will er ergänzen durch den kaufmännischen Teil, und so bewarb er sich um einen Platz im Studiengang Energiemanagement. Die Voraussetzungen konnte er erfüllen. Besonders in das Bewerbungsschreiben, von dem alles abhing, legte er viel Herzblut hinein. Mit Unterstützung seiner Freunde konnte auch diese Hürde genommen werden.
Im Oktober 2022 trat er sein Studium an, das zwischen April und Juli 2024 enden wird und er die Urkunde mit der Bezeichnung „Master of Business Administration in Energy Management by TU Berlin“ in den Händen halten kann. Und dann gibt’s natürlich wieder eine schöne Feier auf dem Campus, über die wir schon einige Male berichtet haben.
Während des Studiums, natürlich auch wieder, um nicht allein den Eltern auf der Tasche zu liegen, arbeitet er als Werkstudent beim Fernheizkraftwerk Neukölln, das den Kiez schon mit Energie versorgte, als Neukölln noch Rixdorf hieß. 1911 ging das Kraftwerk am Weigandufer 49 in Betrieb, erzeugte zunächst Strom, später Wärme. Möglicherweise ein idealer Arbeitgeber für Tom Heinrich. Das Problem liegt allerdings im Berliner Wohnungsmarkt. Aus seiner jetzigen Wohnung muss er ausziehen, weil eine städtische Gesellschaft errechnet hat, dass er zwei Zimmer zu viel bewohnt, drei statt einem, wobei die Größe der Zimmer offenbar keine Rolle spielt. Lässt sich die Wohnungsfrage nicht klären, wird Tom wohl dem Berliner Arbeitsmarkt verloren gehen. Freunde von ihm haben sich inzwischen nach Italien aufgemacht, weil es in Berlin kaum möglich ist, eine Familie zu gründen.
Als den „schönsten Campus“ Berlins bezeichnet er seinen Studienort. Er hat die meisten anderen kennengelernt, weiß also, wovon er redet. Nirgend woanders gibt es dieses Umfeld und den Kontakt zur Industrie und Unternehmen der Zukunftsbranchen. Besonders lobt er seinen Professor, Joachim Müller-Kirchenbauer, wegen dessen Geduld, die er mit ihm als „Troublemaker“ hat. Denn, sie sind nicht immer einer Meinung. Während Tom die dezentrale Thorium-Reaktor-Technologie für die Zeitspanne bis zur Marktreife der Fusionstechnologie favorisiert, will ihn sein Professor immer wieder auf den Pfad der Erneuerbaren führen. Mit den Professoren ist Tom insgesamt sehr zufrieden. Die Gastdozenten seien phänomenal und würden die Studierenden auch zu weiterführenden Veranstaltungen einladen.
Auch die Versorgungslage auf dem Campus ist gut, das Essen hervorragend, allerdings für den schmalen Geldbeutel der Studenten etwas zu teuer. Und so weicht man auf die umliegenden kleinen Geschäfte aus oder bringt sich etwas Essbares mit. Immer-hin betragen die Studiengebühren 6.000 ¤ pro Semester, die Möglichkeit, sich um Stipendien zu bewerben, sind natürlich vorhanden.
Als 2008 EUREF-Gründer Reinhard Müller ankündigte, eine Universität auf dem Campus zu installieren, schauten ihn viele mitleidig an. 2008 gründete er trotzdem die TU-Campus EUREF gGmbH. Was daraus im Laufe der Jahre geworden ist, kann man sich in Schöneberg am Fuße des Gasometers anschauen.
Mit Tom Volker Heinrich sprach Ed Koch
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