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geschrieben von: Redaktion am 11.07.2018, 07:09 Uhr
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Nach bedeutenden Persönlichkeiten werden Straßen oder Gebäude benannt. In früheren Zeiten wurden überlebensgroße Kopien aus Bronze oder Stein ins Stadtbild gestellt, und wenn sich die politische Lage änderte, wieder vom Sockel gestoßen. Architekten sind auf derlei Ehrungen nicht angewiesen. Sie haben das einzigartige Privileg, Gebäude errichten zu dürfen, die, kommt nicht ein Krieg dazwischen, lange Zeit das Stadtbild prägen und mit ihrem Namen verbunden bleiben. Anders als bei der erstgenannten Personengruppe genießen Architekten ihre Anerkennung noch zu Lebzeiten.
Reinhard Müller ist nicht nur Architekt, sondern auch Investor und Projektentwickler. Er hat mit seinem Unternehmen und einer Gruppe hochmotivierter Mit-arbeiter und Architekten in Schöneberg etwas entwickelt, was für einen sehr langen Zeitraum existieren und mit seinem Namen verbunden sein wird. Auf 55.000 qm rund um den ehemaligen Schöneberger Gasometer ist das Europäische Energie-Forum, kurz EUREF-Campus, entstanden. Aus einer Brache wurde einer der bedeutendsten Hot-Spots entwickelt mit einer inzwischen weltweiten Ausstrahlungskraft. Be-sucher aus aller Welt kommen täglich auf das Gelände in der südwestlichen Ecke der von drei Bahn-trassen umgebenen so genannten Roten Insel am Bahnhof Schöneberg. Ich will Sie in diesem Artikel nicht mit Zahlen langweilen. Alles, was man über den EUREF-Campus wissen muss, finden Sie in unserem Archiv www.paperpress.org und natürlich auf der Seite www.euref.de. Widmen wir uns an dieser Stelle dem Jubilar, der heute vor 65 Jahren in Krefeld das Licht der Welt erblickte. Reinhard Müller studierte Architektur in Düsseldorf und Stadtplanung an der Technischen Universität Berlin. Im Jahr 1984 trat er in die Architektenkammer Berlin ein. Müller hat zahl-reiche Altbauten in Berlin saniert, darunter das Haus Fromberg in der Kurfürstenstraße. Seit 1985 betrieb er die Firma REM, Gesellschaft für Stadtbildpflege und Denkmalschutz. Müller orientierte sich bei der Sanierung von Gebäuden an historischen Bildern und Zeichnungen.
Von 1996 bis 2004 war Reinhard Müller Mitglied im Landesdenkmalrat. Mit seiner 1999 gegründeten Stiftung Denkmalschutz Berlin hat er Millionen Euro eingeworben und unter anderem zur Sanierung des Brandenburger Tores und der Türme an der Frankfurter Allee eingesetzt. (Quelle: wikipedia)
Vor zehn Jahren startete er das Projekt EUREF-Campus mit einer großen Auftaktveranstaltung im Willy-Brandt-Saal des Rathauses Schöneberg. Mit dabei am 5. November 2008 war der damalige Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, der in den folgenden Jahren immer wieder den Campus besuchte und auch am 26. Oktober 2012 dabei war, als der TU-Campus EUREF an den Start ging. Die Liste der prominenten Besucher, die Reinhard Müller im Laufe der letzten zehn Jahre die Hand schütteln konnte, ist lang. Bundeskanzlerin Angela Merkel ist, wie viele andere auch, Stammgast auf dem Campus.
Reinhard Müller begnügte sich nie damit, nur unter Denkmalschutz stehende Gebäude zu sanieren und neue zu errichten. Der Campus soll ein Ort der Begegnungen sein. Die Liste der Berliner, nationalen und internationalen Kongresse, Tagungen und Veranstaltungen ist endlos. Gegenwärtig läuft im Gasometer die Ausstellung EY ALTER von Daimler-Benz. Einige Jahre lang diente der Gasometer sogar als Fernsehstudio für Günther Jauchs ARD-Sonntags-Talk-Show.
Der kreative Entfaltungswillen von Reinhard Müller, seinem Chef-Architekten Johannes Tücks und dem Team wurde immer wieder durch das Stadtplanungs- und Bauamt des Bezirks Tempelhof-Schöneberg ausgebremst. Was heute auf dem EUREF-Campus zu sehen und erleben ist, entstand im Wesentlichen nicht Dank, sondern trotz des zuständigen Bezirk-samtes. Zumindest die Startphase war vom Wohlwollen des Bezirks geprägt. Bis 2011 war Bernd Krömer (CDU) Baustadtrat in Tempelhof-Schöneberg. Er erkannte das Potenzial, das in dem Projekt steckt und förderte es so gut es ging. CDU, SPD und FDP unterstützen die Pläne Müllers. Lediglich die Bezirks-grünen hatten sich schon im November 2008 festgelegt, dagegen zu sein.
Eine ihr ideologisch und persönlich nahestehende so genannte Bürgerinitiative ohne Rechtsform und mit einem selbst ernannten Sprecher unternahm alles, um das Vorhaben zu blockieren. Gegen jeden Bau-plan ging die kleine Gruppe vor, die sich offenbar 2013 auflöste. 2011 änderte sich das Wohlwollen des Bezirksamtes, als eine aus SPD und Grünen bestehende Zählgemeinschaft gebildet wurde. Das nun in grüner Hand befindliche Stadtplanungsamt reizte alle Möglichkeiten aus, um den Fortschritt auf dem EU-REF-Campus zu verzögern. Mit geradezu stoischer Geduld ertrug Reinhard Müller dieses Vorgehen. Einige Male musste der Senat eingreifen und dem Bezirk Grenzen setzen. Und immer wieder musste Reinhard Müller vor Gericht ziehen, um sein Recht durchzusetzen. Die Prozesse gewann er und die Gerichtskosten gingen zu Lasten der Steuerzahler, was den Grünen egal war.
Vertreter der Grünen auf Landes- und Bundesebene schütteln den Kopf über ihre Parteifreunde in der Schöneberger Provinz. Der Bundesvorstand der Grünen ließ sich von seinen Bezirksfreunden nicht abschrecken und führte eine Klausurtagung auf dem Campus durch. Auch Wirtschaftssenatorin Ramona Pop ist ständiger Gast auf dem Campus.
Reinhard Müller hat sich damit abgefunden, dass ihn zwar die ganze Fachwelt schätzt, nicht aber ausgerechnet die Grünen aus den wenige hundert Meter entfernten Rathaus Schöneberg. Trost über diesen Zustand erfährt Müller täglich bei seiner Arbeit auf dem Campus. Denn, es geht voran. Gebäude für Gebäude. 3.500 Beschäftigte sind schon auf dem Campus und täglich werden es mehr. In Kürze ziehen die Mieter in ein neues Gebäude ein und gleich nebenan entsteht die neue Unternehmenszentrale der GASAG. Der EUREF-Campus ist das mit Abstand grünste Energie- und Umwelt-Projekt im Bezirk und darüber hinaus. Es ist gut, dass die ideologische Verblendung einiger weniger dem EUREF-Campus nichts anhaben konnte. Danach, was Reinhard Müller von dem Bezirk hält, dem er mit seinem Projekt zu einer besonderen Bedeutung verholfen hat, fragt man ihn lieber nicht.
Die Entwicklung des Gasometer-Areals in den letzten zehn Jahren war eine Herkules-Aufgabe, erschwert durch die Behinderungen des Bezirksamtes. Ich habe ihn einmal gefragt, wie er das alles hinbekommt, Planung, Finanzierung, Umsetzung und den Über-blick zu behalten. Seine Antwort: „Das ist nichts anderes, lieber Herr Koch, als Ihr Rocktreff. Bloß ein bisschen größer.“
65 ist heute keine Zielmarke mehr, nach deren Erreichen man sich faul in einen Liegestuhl begibt. Reinhard Müller hat es sich nur augenscheinlich bequem gemacht. Die Liegestühle und Sandberge stehen in einem anderen ehemaligen Gasometer und gehören zum EUREF-Beach auf der Zeche Zollverein in Es-sen. Die Beschäftigten sollen sich wohlfühlen, wenn sie ihr neues Projekt starten. Den EUREF-Campus Zollverein.
Mit 65 dreht Reinhard Müller noch einmal richtig auf. In Essen entsteht keine Kopie des Berliner EUREF-Campus, sondern eine Weiterentwicklung auf einem Gelände, das etwa gleich groß ist wie das in Schöne-berg. Der Unterschied zu 2008 in Berlin ist allerdings, dass man Reinhard Müller gefragt hat, ob er in Essen einen zweiten EUREF-Campus entwickeln will. Über die Unterstützung und Willkommenskultur im Ruhrpott ist Reinhard Müller geradezu begeistert: „Das bin ich von Berlin nicht gewohnt. Im Ruhrgebiet freut man sich auf Unternehmen und Menschen, die etwas Sinnvolles für die Region schaffen wollen.“ Große Unterstützung bei seinen Plänen erfährt Reinhard Müller auch durch seine Frau Maria, die gedanklich schon den zweiten Wohnsitz in Essen ein-richtet.
Sein Geburtsort Krefeld liegt knapp 40 km von Essen entfernt. Reinhard Müller ist mit seinem neuen Projekt quasi nach Hause gekommen. Gut aber, dass er sich 1984 für Berlin entschied.
Ed Koch
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